Kenias Küste zwischen Mombasa und dem Tana-Fluss: Eine Reisebeschreibung – Tag 3

Strand in Kenia Schildkröte
13.07.2016

Ein Bericht von Birger Meierjohann, Kenya Tourism Board Berlin:

Im ersten Teil unseres Blog-Artikels über unsere Pressereise an die Küste Kenias haben wir über die Anreise und den ersten Tag in Mombasa berichtet. Im zweiten Teil haben wir unseren Lesern die Delta Dunes Lodge im Tana Delta vorgestellt.

Nach zwei Tagen im Tana-Delta fuhren wir über Malindi zurück nach Süden und erreichten kurz nach Mittag Watamu, eine ruhige Ferienregion, die von Malindi im Norden rund 20 Minuten, bzw. von Mombasa im Süden rund zwei Stunden Fahrtzeit entfernt ist. Wir bezogen Quartier in Medina Palms.

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Poollandschaft in Medina Palms. Foto (c) Birger Meierjohann

Es handelt sich bei Medina Palms um kein Hotel im eigentlichen Sinne, sondern um eine Anlage von Privatvillen- und Apartments, erbaut im omanischen Stil, in die man sich als Investor einkaufen kann. Das Management von Medina Palms verwaltet die Anlage und vermietet an Urlaubsgäste. Man kann sein Essen sowohl in der eigenen Küche zubereiten (bzw. zubereiten lassen) und beispielsweise auf der eigenen Dachterrasse essen oder das Restaurant nutzen. Der Strand von Watamu gilt als einer der schönsten Strände Afrikas. Daher stutzen einige von uns beim Anblick des angeschwemmten Seegrases. Max Cheli, der General Manager von Medina Palms, klärte uns auf: Das Seegras wird vor allem in den Monaten Mai bis Juli angespült, die ohnehin als Nebensaison gelten. Das Seegras ist ein wichtiges Element des Ökosystems und schützt vor Stranderosion. Da die Küste vor Watamu Meeresnationalpark ist, wird das Seegras nie künstlich entfernt. Man wartet einfach, bis sich die Strömungen ab Juli wieder ändern, die Wellen das Grünzeug wegwaschen und für die nächsten Monate einen puderweißen Sand hinterlassen.

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Am Strand von Watamu. Foto (c) Birger Meierjohann

Am Nachmittag besuchten wir noch die nahegelegenen Ruinen von Gede. Die Mauern dieser Swahili-Stadt wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt, nachdem sie im 17. Jahrhundert aus unbekannten Gründen verlassen wurde. Etliche Mythen ranken sich um diese im Wald versunkene Stätte und auch uns erzählte man hinter vorgehaltener Hand einige Schauergeschichten. Während der Führung durch die Ruinen konnten wir neben den Affen, die heute die unumstrittenen Herrscher von Gede sind, im dichten Unterholz noch zwei Buschböcke entdecken. Das skurrilste Tier, welches hier und im benachbarten Arabuko-Sokoko-Forest lebt, nämlich das Rüsselhündchen, eine fast hasengroße Elefantenspitzmaus, blieb uns leider verborgen.

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In den Ruinen von Gede. Foto (c) Birger Meierjohann

In direkter Nachbarschaft zu den Ruinen wird zudem das Kipepeo Project, eine Schmetterlingszucht betrieben: Kleinbauern der Umgebung sammeln im Wald Schmetterlingspuppen, welche in den Einrichtungen von Kipepeo gesammelt werden. Die geschlüpften Schmetterlinge werden gewinnbringend an Schmetterlingshäuser in aller Welt verkauft. Es handelt sich dabei um keinen Raubbau, sondern um nachhaltige Nutzung: Durch die sorgfältige Aufzucht im Schmetterlingshaus schlüpfen viel mehr Schmetterlinge als in der freien Natur. Das Kipepeo Project möchte so erreichen, dass das intakte Ökosystem einen Wert bekommt: Arabuko Sokoke ist eines der letzten großen Waldgebiete, welche sich früher die gesamte ostafrikanische Küste entlangzogen. Der Wald ist bedroht durch Holzeinschlag, Holzkohleproduktion, Wilderei und Rodung für Ackerbau. Umso wichtiger ist die Schaffung alternativer Einkommensquellen wie der Schmetterlingszucht, für die ein intakter Wald einen Wert darstellt.

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Schmetterling im Kipepeo Project. Foto (c) Birger Meierjohann

In Watamu gibt es viele weitere Beispiele von lokalen Projekten. Ein weiteres haben wir am nächsten Tag besucht, nämlich den Crab Shack in Dabaso, weniger Kilometer von Watamu entfernt am Rande des Mida Creek. Der Mida Creek ist ein 32 km² großer, von Mangroven gesäumter Meeresarm, welcher tief ins Landesinnere hineinragt. Im Örtchen Mida begann man schon früh damit, Stege einzurichten, über die Touristen die Mangroven erkunden konnten. Andere Orte am Creek, die weniger gut erreichbar waren, hatten diese Möglichkeit nicht und entsprechend wenig Motivation, auf den Schutz der Mangroven acht zu geben. Die Kommune von Dabaso entwickelte daher zusammen mit dem Kenya Forestry Service ein Konzept, in den Mangroven ein kleines Restaurant auf Stelzen einzurichten. Serviert wird frisches, lokales Seafood! Es wird empfohlen, mindestens einen Tag vorher telefonisch zu reservieren. Die beste Zeit für ein Essen im Crab Shack ist der Abend, wenn man den Sonnenuntergang über den Mida Creek genießen kann. Was perfekt kombinierbar ist mit einer ebenfalls vor Ort angebotenen Bootsfahrt nach Kirepwe Island mit Besuch in einem Giriama-Dorf. Aus Zeitgründen waren wir „nur“ für ein Mittagessen im Crab Shack, aber dennoch begeistert.

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In den Mangroven auf Stelzen erbaut: Der Crab Shack in Dabaso. Foto (c) Ramon Schack

Nur ein paar Minuten entfernt besuchten wir nach dem Mittagessen die kommunale Recycling-Station der Watamu Marine Association (WMA). Steve Trott erklärte uns, wie an den Stränden Ostafrikas je nach Region, Jahreszeit und Tide zeitweise große Mengen Plastikmüll aus dem Indischen Ozean angespült werden. Nur zum kleinen Teil Müll aus Kenia selbst – viel mehr aus den Golfstaaten, aus Indien und sogar Malaysia und Thailand. Ich selbst hatte am Vortag eine Wasserflasche mit malaysischem Etikett gefunden! In Watamu und anderen Orten (darunter auch Delta Dunes) werden regelmäßige „Beach clean-ups“ durchgeführt und angeschwemmter Plastikmüll gesammelt. Außerdem fällt in einem Urlaubsort wie Watamu überproportional viel Plastikmüll in der Hotellerie an. Hier in Dabaso wird dieser Müll nach Material und Farbe getrennt und gewinnbringend als Rohstoff an Industrien in Mombasa verkauft.

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Recycling-Zentrum der Watamu Marine Association. Foto (c) Birger Meierjohann

Eine win-win-Situation ist z.B. die Produktion von Zaunpfählen: Zum einen wird das Plastik dem Meer entnommen, zum anderen wird weniger Holz verbraucht, also weniger Bäume gefällt – und dabei auch noch Geld verdient. Besonders beeindruckend fanden wir, wie Glas- und Plastikflaschen beim Häuserbau in die Wände eingearbeitet werden, wodurch Steine, Zement und andere Baustoffe gespart werden. Das Recycling-Projekt von Dabaso zeigt noch zahlreiche weitere Methoden der Abfallverwertung und wir hoffen sehr, dass diese Beispiele Schule machen und in anderen Teilen Kenias und der Welt Anwendung finden.

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Steve Trott von der WMA erklärt das Projekt. Foto (c) Birger Meierjohann

Nach dem Besuch des Recycling-Projekts wechselten wir noch einmal unsere Unterkunft. Das Los entschied: Zwei von uns kamen ins Watamu Tree House, vier ins Aragon House, eine private Villa. Beide Unterkünfte waren grundverschieden: Das Watamu Treehouse ist ein Boutiquehotel in zwei, in einem verspielten, an eine Mischung aus Hundertwasser und orientalischem Stil erbauten Türmen mit nur 7 Zimmern.

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Eines der originellsten Hotels in Watamu. Foto (c) Watamu Treehouse

Der Eigentümer, der Amerikaner Paul Krystall, ist Yoga-Lehrer und bietet auf der Dachterrasse des Treehouse Yoga-Stunden an. Er selbst war zwar außer Landes, aber auch bei seinem Mitarbeiter waren wir in besten Händen. Manche würden die Frage stellen: Yoga in Kenia? Wir sagen: Warum eigentlich nicht? Kenias große Stärke war schon immer Weltoffenheit, Facettenreichtum und Raum für Überraschung. Wir haben unsere erste Yoga-Stunde auf jeden Fall genossen.

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Yoga im Watamu Treehouse. Mehr dazu bald auf http://www.silviaschreibt.de. Danke an Silvia für das Modell stehen. Foto (c) Birger Meierjohann

Ein weiteres Highlight war das Abendessen: Nach dem Konzept des Hause nur gesunde und frische Zutaten, ohne viel Fett, Salz und Zucker zubereitet. So bekömmlich isst man selten. Soft Drinks und Alkohol wird nicht serviert, aber es wäre kein Problem, eigene Getränke mitzubringen. Zur Übernachtung kehrten vier von uns, darunter auch ich, ins zu Fuß 10 Minuten entfernte Aragon House zurück. Unsere Villa verfügt über vier Schlafzimmer und einen Infinity-Pool mit Meerblick, aber zu Fuß einige Minuten vom Strand entfernt.

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Aragon House bei Watamu. Foto (c) Birger Meierjohann

Das Aragon House wird von Watamu Property Services verwaltet. Wie uns der Geschäftsführer Ivor Engel erklärte, kümmert sich sein Unternehmen um die Vermietung von rund 40 Villen und Appartements in Watamu an Feriengäste. Die Eigentümer dieser Häuser leben in den meisten Fällen im Ausland, teilweise auch in Nairobi, und sind darum einen großen Teil des Jahres nicht vor Ort. Durch die Weitervermietung ist es den Eigentümern zudem möglich, ihrem Hauspersonal dauerhafte Beschäftigung zu bieten. Uns wurde am Morgen der Abreise noch ein leckeres Frühstück auf der Terrasse zubereitet.

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Frühstück im Aragon House. Foto (c) Birger Meierjohann

Am Abreisetag erwartete uns dann ein letztes Highlight, bevor wir wieder die Rückfahrt in Richtung Flughafen antraten: Nämlich der Besuch des Local Ocean Trust, einem Projekt, welches sich für den Schutz der Meeresschildkröten an der kenianischen Küste einsetzt. Obwohl der Lebensraum für Meeresschildkröten gerade in Watamu mit ausgedehnten Seegraswiesen, Korallenriffen und den Mangrovenwäldern am Mida Creek optimal ist, sind die Schildkröten zunehmend bedroht: Sowohl durch die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastik, welches oft versehentlich verschluckt, aber nicht verdaut werden kann, als auch durch Wilderei. An Kenias Küste werden Schildkröten selten gezielt gejagt, aber es kommt durchaus vor, dass Fischer eine Schildkröte in ihrem Netz finden und aufgrund ihres Fleisches schlachten. Der Panzer der Unechten Karettschildkröte ist zudem begehrt, da sich aus ihm Schmuck herstellen lässt. Der Local Ocean Trust hat ein Programm entwickelt, welches Fischern einen finanziellen Ausgleich bietet, wenn sie den versehentlichen Fang einer Schildkröte melden. Mitarbeiter des Local Ocean Trust kümmern sich dann darum, die Schildkröte abzuholen und vorübergehend in der Station in Watamu einzuquartieren.

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Grüne Meeresschildkröte unter Beobachtung in der Station des Local Ocean Trust. Foto (c) Birger Meierjohann

Jede Schildkröte wird untersucht, gemessen, gewogen und markiert und im besten Fall am Folgetag wieder ins Meer entlassen. Wenn die Schildkröte verletzt oder krank ist, bleibt sie bis zur Genesung in der Station. Da der Local Ocean Trust alleine durch Spenden finanziert wird, freut man sich über jeden Beitrag.

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Der  Local Ocean Trust freut sich über Unterstützung. Foto (c) Birger Meierjohann

Bei unserem Besuch war gerade eine ausgewachsene Grüne Meeresschildkröte („Suppenschildkröte“) und eine nur wenige Wochen alte Unechte Karettschildkröte zur Beobachtung vor Ort. Unser großes Glück war nun, dabei sein zu dürfen, wie die Grüne Meeresschildkröte am Strand von Watamu wieder ins Meer entlassen wurde.

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Grüne Meeresschildkröte auf dem Weg zurück ins Meer. Foto (c) Birger Meierjohann

Der perfekte Abschluss für eine abwechslungsreiche Reise zwischen Mombasa und dem Tana-Delta.

 


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Birger Meierjohann bereist Kenia seit 1994. Seit 2007 ist er Verantwortlicher für Pressearbeit bei der Vertretung des Kenya Tourism Board für Deutschland, Österreich und die Schweiz in Mettmann bei Düsseldorf.

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* Mit freundlicher Genehmigung von Magical Kenya – Kenya Tourism Board Berlin