Tagebuchbericht der Austauschlehrerin L. Mahko

Unterricht an der Barsam Junior School
18.03.2015

Lina Mahko, die 4 Wochen als Austauschlehrerin an unserer Patenschule unterrichtete, berichtet in ihrem Tagebuch von der Arbeit mit den Kindern und ihren Erlebnissen. Hier einige Auszüge …

TAG 2

Heute sehe ich die Schule zum ersten Mal. Mecki und Mikel fahren mit mir hin und dort treffen wir Charles und alle anderen wieder. Ich schaue mir alles an und staune, wieviel letztes Jahr hier geschafft worden ist. Die Bauarbeiter, „Fundis“ haben schon angefangen und einen weiteren Trakt abgerissen und ein Fundament ausgehoben. Es kann also losgehen mit der Bauphase 2015. Es gibt eine kleine Lagebesprechung mit Mecki, Mikel und Charles, die das ganze Projekt zusammen leiten. Sie besprechen wieviel Geld zur Verfügung steht, was sie für Wünsche haben und wie sie diese umsetzen können. Man einigt sich auf einige neue Klassenräume und die Reperatur der Toiletten. Dann fahren Mecki und Mikel zurück in ihr Hotel und nun beginnt das Abenteuer Shanzu für mich so richtig. Ich sitze unter all diesen Leuten und spüre nun zum ersten Mal eine klare Aufregung …

TAG 4 Montag / Erster Schultag

Ich soll um 8 Uhr anfangen. Charles hat darauf bestanden, mich an meinem ersten Tag abholen zu lassen. Doch die Pläne ändern sich spontan, da wohl noch gar keine Kinder da sind. Ich fahre also erst um 11 Uhr mit Mecki und Mikel zusammen in die Schule. Dort herrscht reges Treiben. Die Fundis haben ihre Arbeit aufgenommen und es laufen einige Kinder umher. Die Lehrer sind auch schon da und bereiten sich auf das Staff Meeting vor, das wir dann haben. Wir stellen uns erstmal alle vor und ich erfahre, was jeder unterrichtet. Ich erkläre was ich in Deutschland mache (Ich bin Erzieherin) und wir diskutieren kurz die Unterschiede in den verschiedenen Bildungssystemen. Wie besprechen die Regeln der Schule und organisatorische Dinge wie die Stundenpläne, Arbeits- und Pausenzeiten usw. Halt ein ganz normales Staff Meeting zu Beginn des Schuljahres. Die Arbeitszeiten lassen mich aber kurz aufhorchen: 6:30 bis 17:00?! Na das wird eine Herausforderung! …

ERSTE SCHULWOCHE (DIENSTAG BIS FREITAG)

Vom ersten Tag an unterrichte ich nun also Deutsch in den Klassen 1-8, sowie Science, CRE (Religion) und ab und zu Mathe und Englisch in Klasse 6, die sozusagen „meine“ Klasse wird. Ich nehme die Herausforderung an und im Laufe der ersten Woche habe ich mir langsam eine gewisse Routine erarbeitet …

ZWEITE SCHULWOCHE

In Kenia wird an Schulen noch mit Schlägen als Strafen gearbeitet. Das war ein Thema, was mir im Vorfeld große Sorgen bereitet hat, denn ich bin selbst Pädagogin und habe zu dieser Sache eine gefesteigte Meinung. In dieser Schule wird es auch praktiziert, allerdings seh selten und auch „nur“ auf die Handflächen der Kinder. Ich habe in der zweiten Schulwoche solche Situationen erlebt und mir einen Eindruck verschafft. Natürlich respektiere ich Regeln und Strukturen anderer Kulturen und Gesellschaften und so habe ich erst einmal für mich im Stillen beobachtet und schnell beruhigt festgestellt, dass die Kinder nicht verletzt werden. Ich habe diese Thematik im vier Augen Gespräch mit jedem Lehrer angesprochen und meine Sicht der Dinge erklärt …

DRITTE SCHULWOCHE

Es ist soweit – die Leute im Dorf und in der Schule nennen mich nur noch Lina, nicht mehr Muzungu! Geschafft! Ich kenne auch alle Namen schon lange auswendig. Ich habe nun eine gute Routine für meine Arbeit. Man merkt bei einigen Kindern schon, dass was hängen geblieben ist und sie können sich ein bisschen auf deutsch unterhalten. Wir haben auch alle Standardsätze, die man im Klassenraum so benutzt, auf deutsch übersetzt und so fragen sie mich immer „Frau Lehrerin, darf ich bitte zur Toilette gehen?“ Oder „Darf ich reinkommen?“ Die Kleinen Kinder in den Baby Klassen haben nun endlich keine Angst mehr vor mir und können jetzt gar nicht mehr nah genug an mir dran sein, in den Pausen kuscheln sie mich platt. Die Großen in meinen Klassen sind mir alle ans Herz gewachsen und ich den Meisten auch. Ich versuche auch, viele Floskeln auf Suaheli zu benutzen und ernte immer Gekichere …

LETZTE SCHULWOCHE

Die letzte Woche verfliegt noch schneller als die vorigen. Ich arbeite mit den Kindern die letzten Themen ab und gehe nochmal bei meinen Kollegen zum Essen vorbei. Am letzten Tag schmeiße ich für alle eine Runde Limonade und wir verabschieden uns voneinander. Für die Kinder habe ich einige Bälle und Bücher besorgt, über die sich alle freuen …

LETZTES WOCHENENDE

Ich habe in diesen vier Wochen sehr viel erlebt. Die Menschen in und um die Barsam Schule herum habe ich in mein Herz geschlossen und auch Freundschaften geschlossen, die ich weiterhin aufrechterhalten will. Ich habe unzählige Stunden Gespräche geführt und viel über das Leben in dieser Region gelernt. Wie man hier kocht, wäscht und schläft. Wie man hier lacht, weint und streitet. Ich hatte Begegnungen, die ich nicht vergessen werde, im positiven wie im negativen Sinne. Manchmal habe ich mich wie Zuhause gefühlt und manchmal wie auf einem anderen Planeten. Wie das eben so ist, wenn man 10.000 Kilometer von Zuhause weg ist!

Ein großes Dankeschön an Marina für ihre tolle Arbeit und natürlich an Mecki und Mikel, die mir das alles ermöglichten und alleine in diesem Jahr 7 Klassenräume für die Kinder der Barsam Schule gebaut haben.

Und natürlich ein großes Dankeschön an die Brüder Charles, Baraka und Amani Ambari für die herzliche Aufnahme, den Lehrern Caroline, Steve, Faith, Evelyn, Nora, Hariet, Simon, Janet Gibson, Nicole, Phylis und Lydia für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung bei meinem Lehrer Debut, die Kinder für ihre Großartigkeit und an alle anderen netten Menschen in Majaoni, Shanzu und co!

Den ausführlichen Tagebuchbericht können Sie auf unserem Blog https://keniaspezialist.wordpress.com/ nachlesen.